Hast du dich jemals gefragt, warum manche Läufer bei -15 Grad in einem T-Shirt laufen gehen können, während andere schon bei Temperaturen im einstelligen Bereich zittern? Eine neue Studie im American Journal of Human Genetics könnte eine Antwort darauf geben. Forscher haben herausgefunden, dass Menschen, denen ein bestimmtes Protein in ihren Muskeln fehlt, widerstandsfähiger gegen Kälte sind. Interessanterweise kann diese genetische Mutation auch zu einer besseren Leistung im Ausdausportbereich führen.
In der Studie saßen 42 Männer zwischen 18 und 40 Jahren in kaltem Wasser (14 ° C), bis ihre Körpertemperatur auf 35,5 ° C gesunken war. Während die Teilnehmer im kalten Wasser waren, verwendeten die Forscher Elektromyographie, um ihre elektrische Muskelaktivität zu messen und nahmen Biopsien aus den Muskeln, um deren Proteingehalt und die Zusammensetzung des Fasertyp zu beobachten.
Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen, denen das Protein α-Aktinin-3 fehlte, sich besser warm halten konnten und aus energetischer Sicht ein kaltes Klima besser aushielten. Dieses Protein kommt nur in schnell zuckenden Muskelfasern („fast twitch“) vor und fehlt etwa 20 Prozent der Bevölkerung. Seine Abwesenheit ist auf eine genetische Mutation zurückzuführen. Wissenschaftler glauben, dass das Vorhandensein dieses mutierten Gens zunahm, als Menschen von Afrika in kältere Klimazonen in Mittel- und Nordeuropa zogen. Laut den Autoren der Studie ist dies der erste direkte experimentelle Beweis dafür, dass dieses Gen die Widerstandsfähigkeit gegen Kälte bietet.
Die Teilnehmer, denen α-Aktinin-3 fehlte, hatten einen größeren Anteil an langsam zuckenden Muskelfasern, und ihre genetische Mutation ermöglichte es ihnen, ihre Körpertemperatur energieeffizienter zu halten, während ihr Körper abkühlte. Sie zitterten auch weniger – eine Reaktion, die durch schnell zuckende Fasern aktiviert wird. Sie aktivierten die langsam zuckenden Fasern, die Wärme über Kontraktion erzeugen.
Was bedeutet das für Läufer?
Die Autoren stellten auch fest, dass Menschen, denen α-Aktinin-3 fehlt, bei Sportarten, die explosive Kraft oder Stärke erfordern, selten hervorragende Leistungen erbringen. Wahrscheinlich weil sie weniger schnell zuckende Muskelfasern haben. Diese Menschen haben tendenziell eine größere Leistungsfähigkeit in Ausdauersportarten. Das ist nicht überraschend, da Ausdauersportler dazu neigen, langsamer zuckende Muskelfasern zu haben. Natürlich gibt es andere Faktoren, die die Fähigkeit eines Körpers beeinflussen können, mit Kälte umzugehen. Daher wird nicht jeder Läufer unter kalten Bedingungen aufblühen und ein guter Läufer zu sein bedeutet nicht automatisch, dass man diese genetische Mutation hat (und auch nicht, dass wenn man sie hat, man ein besserer Ausdauersportler ist. Selbst wenn man ein guter Läufer ist, ist die Chance nur eins zu fünf, dass das α-Aktinin-3 fehlt.
Wenn du also einer der Glücklichen bist, denen die Kälte nichts ausmacht, hast du möglicherweise diese genetische Mutation. Der Rest von uns wird sich einfach weiter warm anziehen und auf den Sommer warten.