Es gibt viele Überlegungen, wie Läufe mit der „neuen Normalität“ nach der Coronavirus-Krise aussehen können. Eine große Engstelle ist die Startlinie. Während es weitere Herausforderungen wie die Ausgabe der Startnummern, den After-Finish Bereich oder das Streckendesign gibt, widmen wir uns in diesem Beitrag nur dem Startbereich.
Die Startlinie des Vienna City Marathons ist etwa 18 Meter breit. Während die ganze Reichsbrücke eine Breite von 26 Metern aufweist, muss man den Mittelstreifen sowie die Gehwege auf beiden Seiten abziehen. Mit einem Abstand von 1,5 Meter pro Teilnehmer kann man 12 Teilnehmer in einer Linie aufstellen. Bei knapp 20.000 Teilnehmern ergibt dies 1.667 Startlinien. Sind nun alle Startlinien auch 1,5 Meter voneinander entfernt, ergibt dies einen Startbereich von 2.500 Metern. Angenommen, die letzten Starter kommen mit 10 Minuten pro Kilometer Richtung Startlinie, würden die letzten Starter 25 Minuten nach dem Startschuss die Startlinie überqueren und müssten lange Zeit in den Startblöcken warten, ehe ihr Marathon startet.
Die Social Distance Startlinie
Jede Startlinie ist natürlich unterschiedlich. Wir skizzieren ein Beispiel, um zu berechnen, wie viele Athleten ein Lauf vertragen kann. Angenommen die Startlinie ist 4 Meter breit. Dann können drei Läufer in einer Linie stehen. Die nächsten drei Läufer können 1,5 Meter hinter der vorderen Linie stehen. …
Für 100 Teilnehmer benötigt es nun 34 Reihen. Das wären bereits 51 Meter. Angenommen, es können nicht alle Reihen aufgefüllt werden, da manche lieber neben ihren Freunden stehen wollen. Für unsere Rechnung nehmen wir an, wir kommen auf 50 Reihen. Das wären dann 75 Meter und fast so lange, wie ein Fußballfeld.
Nehmen wir nun an, jede Reihe benötigt 2 Sekunden zur Reaktion, auf die vordere Reihe. Das heißt, die letzte Reihe startet 100 Sekunden nach der ersten Reihe. In den hinteren Reihen stehen meistens die langsameren Läufer oder Walker. Nehmen wir an, sie bewegen sich mit knapp 5 Kilometer pro Stunde bzw. 1,4 Meter/Sekunde Richtung Startlinie, so benötigen sie für die 75 Meter 54 Sekunden. Der ganze Startvorgang dauert also 154 Sekunden bzw. 2:34 Minuten.
Dann kann der Startblock erneut mit Athleten aufgefüllt werden. Je nach Organisation wird dies 5-10 Minuten dauern. In den Anfangstagen kann dieses Startprozedere vermutlich länger dauern, aber wenn sich die Athleten daran gewöhnt haben, wird es schneller gehen.
Für all jene, die nun mit ihren eigenen Startzahlen spielen möchten haben wir hier die Formel:
Läufer pro Stunde = (Anzahl der Läufer pro Startwellen) * (60 Minuten) / ((Minuten pro Startwelle) + (Dauer, um den Startblock mit der nächsten Welle zu füllen in Minuten))
In unserem Beispiel heißt dies:
Läufer pro Stunde = 100 * 60 / (2,5 + 10) = 480 Läufer pro Stunde
Es klingt vermutlich einfacher zu sagen, wenn man die Startwellen alle 15 Minuten starten lässt, können pro Stunde 400 Teilnehmer starten. Lässt man die Startwellen alle 10 Minuten starten, wären es 600 Teilnehmer pro Stunde.
Noch einmal, für dieses Startprozedere benötigt man etwa die Länge eines Fussballfeldes und einen 4 Meter breiten Start.
Vorstart-Bereich
Natürlich müssen die Teilnehmer auch irgendwo auf ihren Start warten. Bei 1.000 Teilnehmern bedarf es der Fläche eines Fussballfeldes, um alle Teilnehmer unterzubringen. Diese dürfen dann allerdings nur. In der „Schlange“ stehen und nicht aufwärmen, …
Was heißt das nun für dein Rennen?
Jedes Rennen ist anders. Es gibt unterschiedliche Strecke, unterschiedliche Startbereich und unterschiedliche Konzepte für Wartebereiche. Es gibt auch unterschiedliche Optionen betreffend des Startprozederes.
Das oben skizzierte Startszenario ist als Ausgangspunkt gedacht, um Veranstaltern bei der Planung ihrer Rennen zu helfen. Es soll helfen zu verstehen, wie die Anzahl der Teilnehmer an einer Veranstaltung begrenzt werden müssen und im Anschluss ein Zeitplan für die freiwilligen Helfer, Zeitnehmung, Streckensperren, … aufgestellt werden kann.
Wir erwarten, dass die Anzahl der Läufer pro Stunde mit der Zeit zunimmt, wenn sich die Teilnehmer an neue Prozesse gewöhnen und die Rennleiter und Timer besser werden.
Eine breitgestreute Verfügbarkeit von Corona-Tests oder eine Impfung sind ein essentieller Bestandteil, um wieder zu guten alten Zeiten zurückzukehren. Das kann aber noch eine Weile dauern … In der Zwischenzeit erwarten wir, dass kleine Wettkämpfe früher wieder stattfinden werden und größere Rennen weiterhin mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen haben.