Der Oberbank Generaldirektor Franz Gasselsberger ist nicht nur erfolgreicher Manager einer der größten heimischen Regionalbanken, Franz Gasselsberger ist auch passionierter Läufer. Und das seit über 40 Jahren. Im Interview mit Laufnews spricht Gasselsberger, Träger des „Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ über seine Laufanfänge und seine Wünsche.
Das Interview mit Franz Gasselsberger
Laufnews: Herr Gasselsberger, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview nehmen. Können Sie sich noch an ihre Laufanfänge erinnern?
Franz Gasselsberger: Ich laufe konsequent seit meinem 17. Lebensjahr. Eigentlich bin ich durch Zufall zum Laufen gekommen. Ein Freund von mir hat mit dem Sportstudium begonnen und musste bei der Aufnahmeprüfung 5.000 Meter in 23 Minuten laufen. Er hat mich dankenswerterweise eingeladen, mit ihm dafür zu trainieren und so bin ich zum Laufsport gekommen.
Ich habe später relativ schnell während dem Studium der Rechtswissenschaften gemerkt, dass mir das Laufen gut tut. Während den intensiven Prüfungsvorbereitungen war das Laufen ein idealer Ausgleich für mich. Das hat sich auch bis zu meiner Berufstätigkeit fortgesetzt und so bin ich aus quasi selbsttherapeutischen Gründen zum Läufer geworden.
Laufnews: Wurde das Laufen auch einmal zur Sucht?
Franz Gasselsberger: Von Sucht würde ich nicht reden, aber ich merke, dass mir etwas fehlt wenn ich einmal krank oder verhindert bin. Es fehlt mir die innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Man läuft ja auch nicht nur, damit einem der Anzug weiterhin passt, sondern Laufen fördert auch die mentale Stärke. Manche brauchen ihr Glas Wein am Abend, was für mich nicht in Frage kommt, und ich gehe eben gerne Laufen.
Laufnews: Was bedeutet der Lauf-Wettkampf für Sie?
Franz Gasselsberger: Man braucht im Leben immer Ziele. Einfach in den Tag hineinlaufen ist das Eine, aber wenn man sich auf einen Wettkampf vorbereitet, bereitet man sich auch auf ein Ziel vor. Man möchte im Wettkampf dann eine Zeit erreichen und sich selbst bestätigen, ob der Weg, die Marschrute die man eingeschlagen hat die richtige wahr. Das geht einmal besser und einmal weniger gut.
Laufnews: Gibt es hier parallelen zum beruflichen Alltag?
Franz Gasselsberger: Das werde ich sehr oft gefragt. Es ist eine Konsequenz, und Beharrlichkeit notwendig. Man darf sich auf von Rückschlägen nie aus der Ruhe bringen lassen. Man muss schauen, wie man diese Rückschläge überwindet. Nach Verletzungen hat man mir schon oft gesagt, dass ich zu alt zum Laufen sei. Das habe ich immer ignoriert.
Laufnews: Wie beugen Sie den Verletzungen vor?
Franz Gasselsberger: Laufen ist nicht des Rätsels Lösung. Gerade wenn man älter wird, muss man sehr viel Gymnastik, Kräftigung und für die Dehnung machen. Die Punkte sind mindestens so wichtig, wie das Laufen selbst. Wenn dir das einer erzählt, hört man sich das gerne an, aber man befolgt es erst, wenn du selbst draufkommst.
Laufnews: Was war bei Ihnen ausschlaggebend, dass sie nun vermehrt dehnen?
Franz Gasselsberger: Vor zehn Jahren habe ich bemerkt, dass ich muskulär extrem verkürzt bin. Das war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht so bewusst. Ich bin mit meinen Handflächen nicht vorne bis zum Boden gekommen. Dann haben sich die ersten „Wehwechen“ eingestellt und ich habe gesehen, dass das eine mit dem anderen zusammenhängt. Und dann ist aus einer Pflicht, Gymnastik zu machen eine Freude geworden. Ich bin momentan beruflich ziemlich unter Druck, aber einen Tag ohne Gymnastik gibt es nicht.
Laufnews: Erfolgreicher Generaldirektor der Oberbank zu sein, ist kein 9-17 Uhr Job. Woher nehmen sie sich die Zeit und wie bringen sie beruflichen Erfolg mit sportlichen Erfolg unter einen Hut?
Franz Gasselsberger: Training geht immer. Laufen ist eine Sportart, die man immer und zu jeder Zeit mit sehr wenig Aufwand ausüben kann. Wenn ich im Ausland bin werden nur Hotels ausgewählt, deren Fitnessbereich ab 5:30 Uhr morgens geöffnet hat. Ich stehe jetzt immer um 4:30 Uhr auf und nehme mir trotz sehr früher Morgentermine die Zeit für meine Gymnastik. Wenn ich mich dann selbst spüre, geht es mir so richtig gut. Mit meinem Trainer Gerhard Hartmann treffe ich mich auch öfters am Freitag um 05:00 Uhr vor der Oberbank in Linz auf der Donaulände und gehe laufen. Wie im Beruf auch ist ein hohes Mass an Selbstdisziplin nötig.
Laufnews: Sie haben vor wenigen Jahren ihrer Frau ein Laufband geschenkt, auf dem Sie öfters selbst unterwegs sind. Bei welchem Wetter ziehen Sie das Laufband vor?
Franz Gasselsberger: Unser Laufband ist eher mehr ein Backup. Wenn es intensiv regnet und stürmt, dann gehe ich schon lieber auf dem Laufband laufen. Aber ein leichter Schauer ist noch kein Grund, auf das Laufband zu wechseln. Ein bisschen Regen oder Schneefall haben noch nie für einen Trainingsausfall gesorgt.
Laufnews: Welche sportlichen Ziele haben Sie noch?
Franz Gasselsberger: Ich habe die Vision und das Ziel, dass es mir einmal körperlich so gut geht wie meinem Gymnastikvorbild Professor Aigelsreiter in Graz. Professor Aigelsreiter durfte ich kürzlich zu seinem 90ten Geburtstag gratulieren. Er ist fit wie ein Turnschuh, macht täglich seine Gymnastik „7 Aigelsreiter“ und Dehnübungen. Er ist schon in einer gewissen Art und Weise ein Vorbild. Oder aber auch mein Vorgänger, dem ich kürzlich drei Trainingseinheiten mit meinem Trainer Gerhard Hartmann geschenkt habe um seine Rückenprobleme in den Griff zu bekommen. Er ist ein Beispiel für mich, dass es nie zu spät ist, mit Sport und Bewegung zu beginnen. Persönlich möchte ich so lange laufen, wie es nur irgendwie geht. Der Spass und die Freude dürfen dabei nicht fehlen und schmerzfrei sollte ich sein. Wenn ich so langsam in die Jahre kommen kann, dann bin ich damit absolut zufrieden.
Laufnews: Wir bedanken uns noch einmal für Ihre Zeit und wünschen viel Spaß beim Linz Marathon 2020.